Ein Beitrag von
Gerhard Westenburger, langjähriger Pressesprecher der Stadt Kaiserslautern
Wenn man aufmerksam durch unsere Stadt geht und auch mal nach oben schaut, entdeckt man, dass es hie und da noch Straßenschilder und manchmal auch Hausnummern in verschiedenen Farben gibt. Das ist eine uralte Geschichte.
Das kleine bayerische Provinzstädtchen Kaiserslautern wurde, soweit bekannt, erstmals vor etwa 170 Jahren zunächst auf einem Stadtplan und dann in der Praxis in „farbige“ Fünftel aufgeteilt. Als die Stadt im Laufe der folgenden Jahre und Jahrzehnten Zug um Zug wuchs, bekamen die Neubaugebiete je nach ihrer Lage die entsprechende Farbe zugeteilt. Die Leute sprachen aber immer nur, wie heute noch, von ihrem „Stadtviertel“. Nur die Verwaltung arbeitete mit Fünfteln und zwar mit dem grünen, dem roten, dem gelben, dem weißen und dem blauen Fünftel. Einen offiziellen Ratsbeschluss für die Aufteilung in Fünftel gibt es nicht.
Stadtbaumeister Eugen Bindewald zeichnete auf seinem Stadtplan kurz nach 1870 den Verlauf von Fünftelgrenzen ein, den er offensichtlich übernommen hat, möglicherweise von einem der Pläne von Geometer Franz J. Etienne, der in den 1820er Jahren Stadtpläne zeichnete. Die Fünfteleinteilung orientierte sich am Verlauf der Lauter. An ihrem Nordufer sind das rote und das gelbe Fünftel zu erkennen, am Südufer das weiße und das grüne Fünftel. Das blaue Fünftel im Südwesten des Stadtgebietes hatte keinen Kontakt mit der Lauter. Die Stadtliteratur liefert keinen nachprüfbaren Beweis über die ursprüngliche Benennung nach Fünfteln. Es gibt aber bereits Erwähnungen aus den Jahren um 1850. Der Stadtrat beauftragte am 31. Dezember 1848 eine Kommission, Vorschläge zur Nummerierung der Häuser und zur genauen Benennung der Straßen vorzulegen. Die Kommission legte ihr Ergebnis am 16. Mai 1850 vor. Das Wort „Fünftel“ kommt in diesem Papier vor, ob erstmals oder nicht, ist nicht nachzuprüfen. Der Inhalt des Kommissionspapiers ist nicht bekannt. Im Sterberegister des Standesamts, beispielsweise aus dem Jahr 1851, tauchen die Farben wieder auf, jedoch als „Viertel“ bezeichnet: “Herr… verstorben im Haus Nummer…, im grünen Viertel…“ Den Adressbüchern bis 1867 ist zu entnehmen, dass die Häuser der Stadt damals noch durchlaufend mit Einzelnummern gekennzeichnet waren. So war beispielsweise das heutige Haus Fackelstraße 1 Haus Nummer 337, das Haus Steinstraße 1 Haus Nummer 917 und so weiter. Die Bezeichnung „Fünftel“ ist erstmals im Adressbuch 1870 offiziell eingetragen.
Eine Einteilung der Stadt in Fünftel ist möglicherweise auch auf die historische Einteilung in Feuerlöschbezirke zurückzuführen. Vier der Fünftel hatten unmittelbaren Zugang zur Lauter. Das blaue Fünftel, das nicht an die Lauter grenzte, konnte sein Löschwasser aus dem Ziegelbach pumpen. Eine „Löschwasser-Verordnung“ gab es bereits seit 1843.
Zu erwähnen bleibt noch, dass das grüne Fünftel rund um die Stiftskirche die Stadtmitte darstellte, weil alle Fünftel, das rote, das gelb, das weiße und das blaue an das grüne Fünftel angrenzten.
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