Dorothea ist dauerhaft auf Unterstützung angewiesen – Seit 20 Jahren in Kontakt mit der Lautrer Altenhilfe
Von Heidelore Kruse
Dorotheas*) Alltag ist auf zwei Zimmer mit Küche und Bad bei der Bau AG reduziert und das seit sieben Jahren. Nachdem sich die heute 84-Jährige damals ihre Füße gebrochen hatte, kommt sie ohne Unterstützung nicht mehr aus dem Haus. Ihr Kontakt zu den Nachbarn ist mager: Im Sommer „hängt“ sie sich öfter mal aus dem Badezimmerfenster und grüßt von dort die Nachbarn im Vorbeigehen.
In „Lautre“ 1938 geboren, ist die Stadt ihr Leben lang Dorotheas zu Hause geblieben. Hier hat sie ihre Lehre als Verkäuferin absolviert und hier hat sie bis zwei Jahre vor dem Rentenalter in damals noch bekannten Kaufhäusern wie Schreiber, später Wertheim, gearbeitet. Beim Besuch mit Sabine Paulus von der Geschäftsstelle der Altenhilfe „alt – arm – allein“ erzählte Dorothea aus ihrem Leben.
Im Zweiten Weltkrieg hatte sie den Vater verloren; später hatte sich dann der Stiefvater um sie gekümmert. Den drei Jahre älteren Bruder erwähnt sie nur nebenbei. Mit ihren zwei Ehen hat sie, wie ihr schon bald klar geworden war, gleich zwei große Fehler gemacht. Sich von ihrem ersten Mann zu trennen war der erste, danach einen gewalttätigen Alkoholiker zu heiraten, der zweite Fehler. „Ich habe nicht viel von meinem Leben gehabt“, bilanziert die Seniorin.
Abgesehen von den Problemen mit ihren Beinen ist Dorothea mit ihrem Leben heute zufrieden. Tatsächlich waren es die gesundheitlichen Einschränkungen, die sie mit der Altenhilfe in Verbindung gebracht haben. Zwei Jahre vor dem Eintritt ins Rentenalter war eine Operation der Wirbelsäule angesagt. Sie konnte nichts mehr selbstständig tun. Nicht einmal sitzen und erst recht nicht arbeiten. Damit war dann endgültig Schluss. Erst Arbeitslosengeld, dann die Rente über heute 480 Euro plus Grundsicherung.
Irgendwann haben die Eltern sie zum Gottesdienst in der Apostelkirche mitgenommen. Dort hat sie Margit Schupp, die Ehefrau von Pfarrer Dieter Schupp, und Norbert Thines kennengelernt. Solange sie noch gehen konnte, hat Dorothea ab dann immer gerne in der Kirche am Mittagessen und auch beim gemeinsamen Kaffee und Kuchen teilgenommen. Der Kontakt mit anderen Menschen und vor allem die Ausflüge und das Weihnachtsessen haben ihr immer ganz viel Spaß gemacht.
Seit 20 Jahren kümmert sich „alt – arm – allein“ um Dorothea. Mit zwei gebrochenen Füßen kommt sie alleine nicht mehr aus dem Haus. Für den Pflegedienst, der zweimal am Tag zu ihr kommt, musste sie ihr Leben teilweise umorganisieren. So quält sie sich um 5 Uhr in der Früh aus dem Bett, damit sie bereit ist, wenn die Pflegerin sie beim Waschen und Anziehen unterstützt. Am Nachmittag wird sie dann für die Nacht vorbereitet. Kurz nach 21 Uhr geht’s ab ins Bett. Die Haushaltshilfe zum Putzen und Einkaufen wird von der Grundsicherung bezahlt. Die Altenhilfe finanziert für sie den Hausnotruf, bezuschusst ihre Fertiggerichte und hat auch die kaputte Mikrowelle ersetzt. Einen bequemen Fernsehsessel (gebraucht) hat „alt – arm – allein“ ebenfalls besorgt.
Förmlich ins Schwärmen kommt Dorothea, wenn sie von den Weihnachtspäckchen berichtet, die „alt – arm – allein“ ihr jedes Jahr vor Weihnachten vorbeibringt. Da seien immer „sooo schöne Sachen drin“. Ihren Sohn sieht die 84-Jährige eher selten, dafür kommt ihre Tochter, die mit ihrem französischen Ehemann im Elsass lebt, regelmäßig vorbei. Und wenn der Schwiegersohn, ein Konditormeister, sie dann mit seinen selbst gebackenen Köstlichkeiten verwöhnt, dann wird’s im Alltag der Seniorin erst so richtig schön.
*) Name von der Redaktion geändert