Sogar einen neuen Fernseher besorgt

alt – arm – allein: Ehemaliger Lehrerin geholfen, das Leben wieder in den Griff zu kriegen
Ehrenamtliches Engagement und der Kontakt zu Menschen gehörten zum Leben von Emilie* immer dazu. Zweimal geschieden und ohne Kontakt zu ihren erwachsenen Kindern, hatte die ehemalige Lehrerin auf diese Weise ihr Leben bis zu einem schweren Unfall 2010 gut gemeistert. Dank der „Grünen Damen“ die bereits im Krankenhaus für sie den Kontakt zu „alt – arm – allein“ hergestellt hatten, hat sie ihr Leben danach wieder weitgehend im Griff.

Von Heidelore Kruse

Mit dem Unfall hatte sich Emilie eine Beckenverwringung zugezogen. Sie schildert, wie die Altenhilfe sich umgehend um einen passenden Rollator für sie gekümmert habe, mit dem sie sich in ihrer Wohnung habe bewegen und auch Dinge transportieren können. Stück für Stück sei es dann mit ihr aufwärts gegangen; den Kontakt zu dem Verein habe sie dabei zu keiner Zeit abgebrochen. Sie sei „richtig glücklich, dass es ihn gibt“.

Der Unfall hatte irreparable Schäden hinterlassen. Emilie machte sich nichts vor: „Es wurde nicht besser, sondern schlechter.“ Sie löste ihre bisherige Wohnung auf und zog in eine Einraumwohnung mit einem „Küchenverschlag“, in dem nicht einmal Platz für ihren Herd war. Was sie von ihrem bisherigen Mobiliar nicht mehr brauchen konnte, bot sie der Geschäftsstelle von „alt – arm – allein“ an.

Über ihre Finanzen den Überblick zu behalten, ist der Seniorin wichtig. Die Grundsicherung, die ihre Rente aufstockt, enthält die Berechtigung, regelmäßig bei der Tafel eine Tüte mit Nahrungsmitteln abzuholen. Wenn sie hingeht, ist es für sie ihr „Geschenketag“, den sie dann aber jedes Mal seelisch verkraften muss. Die Helfer überreichen den Bedürftigen eine bereits gefüllte Tüte mit Lebensmitteln. Über den Inhalt können sie damit nicht selber bestimmen: für Emilie ein kleines Problem.

Einerseits käme sie ohne die Hilfe der Tafel nicht über den Monat. Andererseits möchte sie keine Sachen essen, die ihr nicht schmecken oder die sie nicht kennt. Weil sie Nahrungsmittel auf keinen Fall wegwerfen möchte, hat sie mit ihrer Freundin eine Lösung gesucht und gefunden. Die Freundin übernimmt, was Emilie nicht schmeckt und kocht ihr zum Ausgleich eine warme Mahlzeit.

Emilies Einnahmen-Ausgaben-Balance ist sorgfältig strukturiert. Sie reicht aber nicht immer aus, damit am Ende des Monats nach den Pflichtausgaben und dem Essen noch Geld übrig bleibt für ihre Rechtsschutzversicherung. Diese Absicherung gegen die Willkür Dritter ist ihr wichtig, jedoch nicht vom Regelsatz gedeckt. Damit hilft bloß noch, bei den Lebensmitteln zu sparen. Aber was tun, wenn der Fernseher plötzlich den Geist aufgibt? Emilie kommen direkt die Tränen, wenn sie erzählt, wie sie das in ihrem Zuhause erlebt hat. Die Grundsicherung kam dafür nicht auf, weshalb sie in ihrer Not Sabine Paulus von der Geschäftsstelle von „alt – arm – allein“ anrief. Diese hatte eine Lösung und nach wenigen Tagen auch einen Fernseher für sie.

Sie würde sich selbst gerne für Dritte engagieren, versichert Emilie. Leider sei sie nicht mehr fähig dazu, sie brauche selbst so viel Hilfe. Als ein Beispiel nennt sie den wöchentlichen Besuch beim Psychologen. Auf ihre Busfahrkarte zum Preis von monatlich 66,20 Euro möchte sie auch nicht verzichten. Sie ermöglicht ihr den Kontakt zu Menschen, die sie noch aus ihrer beruflichen Zeit kennt und auch die Gelegenheit für Gespräche, die sie ab und zu sehr gerne mit Paulus in der Geschäftsstelle führt.

* Name der Redaktion bekannt

Quelle:
DIE RHEINPFALZ, Lokalausgabe Pfälzische Volkszeitung vom 01.12.2022

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