Angespartes Geld ist schnell weg

alt-arm-allein unterstützt Maria bei den monatlichen Einkäufen

Von Heidelore Kruse

Nach einem so abwechslungsreichen wie aufregenden Leben ist in schwierigeren Lebensphasen die Kaiserslauterer Altenhilfe „alt – arm – allein“ für Maria (*) ein Anker geworden. Wenn sie, wie sie beim Gespräch in der Geschäftsstelle schildert, etwas allein nicht hinkriegt, sucht sie dort Rat.

In Ostberlin aufgewachsen, hat die heute 80-jährige Mutter von drei Kindern mit zehn Enkeln ihre Schulbildung nie zu Ende führen können. Als sie 14 Jahre alt war, hatte sich ihre Mutter auf der Suche nach der Cousine in den Westen aufgemacht. Maria blieb mit der jüngeren Schwester und dem Bruder bei der Oma. Zurück in Berlin schickte die Mutter sie mit dem Bruder für zwei Wochen nach Kaiserslautern, wo eben diese Cousine eine Gaststätte betrieb.

So sei es erstmal geblieben, schildert Maria. In der DDR sei die Mutter für sechs Monate in ein Lager gekommen, bevor auch sie ein halbes Jahr später in die Pfalz kam und in der Nähe von Wolfstein eine Arbeit aufgenommen hatte. Von der Cousine der Mutter habe sie viel gelernt – „vom Leben gelernt“, unterstreicht Maria in ihrem Rückblick, der längst nicht nur freundliche Augenblicke umfasst. Sie hatten nach dem Krieg keinen Lastenausgleich bekommen und als Flüchtlinge keine guten Erfahrungen gemacht. Der Gedanke, wie sie im Alter von 19 Jahren selbst Mutter geworden war und, da alleinerziehend, ihr Kind bei der Mutter untergebracht hatte, treibt ihr heute noch Tränen in die Augen.

Angetan vom Wunsch nach einer eigenen Gaststätte hatte Maria mit 29 Jahren diese Idee zum ersten Mal und danach immer wieder in die Tat umgesetzt und dabei „geackert und geackert“. Fasziniert hatten sie immer auch Gaststätten auf Campingplätzen. Damals sei’s ihr richtig gut gegangen, an Geld habe es ihr nicht gefehlt, so Maria. „Dummerweise“ habe sie erst nach zehn Jahren erkannt, dass sie neben der privaten Krankenkasse auch in die Rentenversicherung hätte einzahlen müssen …

Mit ihrem Partner war sie dann mit Sack und Pack und in einem Campingwagen nach Spanien gefahren. Sie wollten dort etwas Neues aufmachen, was auch geklappt habe – bis der Liebste eine andere Frau kennenlernte. Jetzt stand Maria alleine da. Obwohl sie eigentlich nicht nach Deutschland zurückgewollt hatte, blieb ihr schließlich nichts anderes übrig. Für die Wohnungsmieten in Deutschland und in Spanien war ihr angespartes Geld schnell weg, und sie wurde auch noch krank.

Bis auf ihren Rover, das Fahrzeug, an dem sie heute noch hängt, hat Maria in Spanien ihr Hab und Gut „verscheuert“ bevor sie nach Deutschland zurückkehrte. Hier habe sie zunächst einen Millionär im Rollstuhl betreut, „bis er zu viel Nähe wollte“. Dank ihres Rufs als guter Geschäftsfrau, sei es Maria immer wieder gelungen, mit einem Bankkredit eine neue Gaststätte aufzumachen. Selbst im Rentenalter hat sie nebenbei noch gearbeitet. Doch zehn Jahre nach einer Krebserkrankung ging 2018 dann „wirklich gar nichts mehr“.

Der Mann, den sie geheiratet hatte, war gestorben, die Grundsicherung, die sie beantragte, war minimal, und zur Tafel konnte sie nicht mehr gehen. Ihre Knochen waren kaputt, weshalb sie das Anstehen dort nicht schaffte. „Geh doch mal bei ,alt – arm – allein’ vorbei“, war „der Tipp“, der ihr Mut gab, als sie in einer Übergangsphase auch keine Grundsicherung mehr erhielt. Einen Mann zur Unterstützung habe sie nie gebraucht, bekräftigt die Seniorin. Dass aber die Altenhilfe ihr bei Anschaffungen geholfen hat und ein Mitarbeiter aus dem Besuchskreis sie beim Einkaufen mit monatlich 70 Euro und beim Schleppen der Einkäufe unterstützt, hilft ihr schon „ordentlich“.

(*) Name von der Redaktion geändert

Quelle:
DIE RHEINPFALZ, Lokalausgabe Pfälzische Volkszeitung vom 20.12.2022

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