Raus aus der Einsamkeit und hinein ins Leben

Seit 2024 hat die Geschäftsstelle von „alt – arm – allein“ im Stiftungshaus in der Königstraße eine zentrale Anlaufstelle. Dort gibt es Spielnachmittage – und noch viel mehr.

Von Joachim Schwitalla

 Eher unscheinbar reiht sich die Anlaufstelle von „alt – arm – allein“ in die lückenlose Häuserfront der Königstraße. Ins Auge fällt im Herbst das jahreszeitlich dekorierte Schaufenster mit farbigen Mini-Drachen, buntem Laub und einem kleinen, gedeckten, runden Tisch samt Kürbis und Walnüssen.

So einladend wie die Schaufensterdekoration im Anwesen Nummer 25, so freundlich werden Besucher im Erdgeschoss des Stiftungshauses der Kaiserslauterer Altenhilfe willkommen geheißen. Es ist ein Kommen und Gehen. Doch an bestimmten Tagen nehmen sich Besucher die Zeit, miteinander ins Gespräch zu kommen, sich bei Kaffee und Kuchen auszutauschen und Freude am Spiel zu entdecken. Gemeinsam ist es schöner als einsam: Diese Erfahrung haben viele alleinstehende Senioren gemacht. Das Angebot, miteinander Zeit zu verbringen, kann sich sehen lassen.

Was die Kaiserslauterer Altenhilfe, ein Verein, den die Tageszeitung DIE RHEINPFALZ zusammen mit der protestantischen Apostelkirchen- und der katholischen Marienkirchengemeinde 1997 aus der Taufe gehoben hat, wurde bis vor wenigen Jahren von verschiedenen Standorten aus bedient und lebendig gehalten. 2024 hat die Geschäftsstelle von „alt – arm – allein“ im Stiftungshaus in der Königstraße eine zentrale Anlaufstelle erhalten.

Eine Geschäftsstelle, die ebenerdig erreichbar ist, ein Erdgeschoss, das multifunktional genutzt werden kann, und ein kleiner Garten, der in den Sommermonaten zum Verweilen einlädt, sind vorhanden. In den beiden oberen Etagen verfügt das Gebäude, das die Stiftung „alt – arm – allein“ erworben hat, über Büro- und Tagungsräume. Für Hans-Joachim Redzimski, früherer Leiter der Kaiserslauterer Lokalredaktion der RHEINPFALZ sowie Erfinder und Gründer der Lauterer Altenhilfe, ist es ein idealer Ort, für eine „Begegnungsstätte im Herzen von Kaiserslautern“.

Längst gibt es einen Besuchskreis von ehrenamtlich tätigen Frauen und Männern, denn Sachzuwendungen wie Lebensmittel, Bekleidung und Haushaltsgeräte sind längst nicht alles, was alleinstehende Menschen über 65 Jahre benötigen, deren Einkommen im Bereich der Armutsgrenze liegt. „Vielen unserer Betreuten fehlt die menschliche Zuwendung, fehlen persönliche Kontakte und Gelegenheiten, sich untereinander auszutauschen“, spricht Vereinsvorsitzender Manfred Stahl, der Nachfolger von Werner Stumpf, aus Erfahrung. So hat sich mit den Räumlichkeiten des Stiftungshauses und neuen Ideen von Mitgliedern des Besuchskreises auch das Angebot an Initiativen erweitert, ältere und einsame Menschen aus der Isolierung zu holen. Sie erzählend und spielend miteinander bekannt zu machen und ihnen neuen Lebensmut zu schenken, ist das Ziel.

Mit seiner Idee, Betreuten der Altenhilfe Spielenachmittage anzubieten, hat Vorstandsmitglied Rolf Kirchner ins Schwarze getroffen. Bisherige Spielangebote, bei denen sich Senioren zu festen Terminen mit Gesellschaftsspielen wie „Mensch ärgere dich nicht“, „Pony“ oder „Bingo“ die Zeit vertrieben haben, werden nach wie vor gut besucht, berichtet Carmen Nebling. Sie ist bei „alt – arm – allein“ unter anderem zuständig für Veranstaltungen. Was anfänglich einmal monatlich geplant war, findet mittlerweile an jedem zweiten und vierten Dienstag im Monat von 14 bis 16 Uhr statt. Zwischenzeitlich hat sich ein harter Kern herausgebildet.

Gespielt wird an mehreren Tischen, wobei die Geselligkeit nicht zu kurz kommt. In der Regel hält Nebling für Gewinner der Spielerunde eine kleine Überraschung bereit. Auch für Getränke ist gesorgt. Über das aktuelle Geschehen in Kaiserslautern informiert täglich die neueste Ausgabe der Tageszeitung DIE RHEINPFALZ. Sie liegt in der Geschäftsstelle aus. „Es ist einfach gut zu sehen, wie Frauen und Männer, deren Ehepartner verstorben sind, aus ihrer Einsamkeit herausfinden“, sagt Stahl. Eine Bushaltestelle direkt neben der Geschäftsstelle erleichtert den Senioren den Weg zum Spielenachmittag.

Neu im Angebot der Altenhilfe ist ein Film-Nachmittag. Einmal im Monat, gewöhnlich ist es der letzte Donnerstag, wird ein Film gezeigt. „Mal ist es ein bekannter Spielfilm, mal eine Komödie“, erzählt Nebling. Er ergänzt: „Popcorn und Getränke inklusive. Wie im richtigen Kino.“ Außerdem wurde das Angebot an geselligen Veranstaltungen für Alleinstehende erweitert. Mit annähernd 30 Personen hat ein Oktoberfest mit Weißwurst, Brezeln und alkoholfreiem Bier Anklang gefunden. Ebenso gab es ein Kürbisfest, zu dem das Stadthotel „Herr Jacobs Bistro“ 20 Liter Kürbissuppe gespendet und das Café Krummel Baguette sowie Brötchen spendiert hat, berichtet Manfred Stahl.

Gemeinsam Zeit zu verbringen und zu feiern, ist mittlerweile ein fester Bestandteil des Freizeitangebots von „alt – arm – allein“. Schulz erinnert an das Waldfest der Zuversicht im Juni in der Fuchsdelle, dem Freizeitgelände der Hobby Singers in Erfenbach, zu dem die Altenhilfe einen Zubringerdienst eingerichtet hatte. So konnten 350 Besucher einen unterhaltsamen Sommertag verbringen. Für schlechtes Wetter war mit einem großen Zelt vorgesorgt, für die Verköstigung war die Reservistenkameradschaft Otterbach mit der Feldküche vor Ort. Als wäre es gestern gewesen, schwärmt Stahl vom Ausflug mit älteren und bedürftigen Menschen im August zur Kneispermühle, einer Waldgaststätte bei Wallhalben am Mühlenwanderweg. „Teilnehmer hatten die Gelegenheit, à la carte zu essen und nach Lust und Laune zu Livemusik zu tanzen.“

Um Alten und Alleinstehenden zu Weihnachten eine besondere Freude zu bereiten, packen fleißige Hände im Hintergrund seit Tagen 700 Päckchen für gelistete Betreute in Kaiserslautern und Senioren der „Schernau“, einem Alten-, Pflege- und Übergangsheim in Martinshöhe. Zum Packen der Päckchen hat die Altenhilfe Mitarbeitende der Westpfalzwerkstätten mit ins Boot genommen. Sie sorgen dafür, dass jedes Päckchen mit Lebensmitteln wie Kaffee, Gebäck, Christstollen, Honig und einem Piccolo im Gesamtwert von 40 Euro gefüllt wird.

Jeder Betreute erhält jährlich von „alt – arm – allein“ eine Karte zum Geburtstag und eine Weihnachtskarte. Apropos Geburtstag: Eine Idee von Vorstandsmitglied Rolf Kirchner war es, Geburtstagskinder vierteljährlich zu Kaffee und Kuchen in die Räume der Geschäftsstelle einzuladen. „Ein voller Erfolg“, berichtet Stahl und freut sich über die rege Teilnahme der Senioren. Seit diesem Jahr erhalten Geburtstagskinder zur Geburtstagskarte auch ein kleines Präsent. Und weil ein Miteinander bei Kaffee und Kuchen gut angenommen wird, wird die Geschäftsstelle in der Vorweihnachtszeit einmal pro Woche zum Adventscafé.

Für Dezember freut sich die Kaiserslauterer Altenhilfe über zwei weitere Veranstaltungen, mit denen sie alleinstehenden älteren Menschen eine Freude bereiten kann. Wie in den vergangenen Jahren stehen der 1. FC Kaiserslautern und das Restaurant Julien, bekannt für seine französische Küche, bereit, sich in den Dienst von „alt – arm – allein“ zu stellen. Für Dienstag, 16. Dezember, lädt Stefan Roßkopf, Leiter der Unternehmenskommunikation des 1. FC Kaiserslautern, Senioren zu einer weihnachtlichen Lesung mit den Pfalztheater-Schauspielern Rainer Furch und Madeleine Giese in die VIP-Lounge des Stadions auf dem Betzenberg ein. Eine gute Tradition an Heiligabend ist es, dass Martina Langguth, die Chefin des Restaurants Julien, ältere Menschen zu einem Mittagessen in das Speiselokal in der Altenwoogstraße zu Tisch bittet.

Quelle: DIE RHEINPFALZ, Ausgabe Pfälzische Volkszeitung vom Samstag, 22. November 2025

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