Sie haben Eigenschaften von Engeln und sind zur Stelle, wenn sie gefragt sind. Ohne die Frauen und Männer des Besuchskreises der Altenhilfe „alt – arm – allein“ wären ältere und bedürftige Menschen in der Region ein Stück ärmer. Wer gehört zu den Mitgliedern des Besuchskreises und wie arbeitet dieser? DIE RHEINPFALZ hat sich mit einigen von ihnen über ihre Arbeit unterhalten.
Von Joachim Schwitalla
In der zweiten Etage des Anwesens in der Königstraße 25, in das die Altenhilfe „alt – arm – allein“ im Frühjahr 2024 von der ursprünglichen Geschäftsstelle in den Räumen des Caritas-Mehrgenerationenhaus umgezogen ist, haben sich auf Einladung von Rolf Kirchner und Manfred Stahl einige Mitglieder des Besuchskreises eingefunden. Frauen und Männer sind es, die ihr Berufsleben hinter sich haben und sich im Alter nach einer neuen und sie befriedigenden Aufgabe umgeschaut haben.
Mit „Wir“ Unterhaltung in den Alltag bringen
Ein Mitglied der ersten Stunde ist Margit Schupp. Dieter Schupp, ihr verstorbener Ehemann, war Pfarrer an der Apostelkirche. Zusammen mit ihm und Edmund Janson, dem Pfarrer der Marienkirche, hatte der Erfinder und Gründer der Altenhilfe Hans-Joachim Redzimski, ehemaliger und langjähriger Leiter der Lokalredaktion Kaiserslautern, die Altenhilfe 1997 aus der Taufe gehoben. „Wir hatten im Besuchskreis 1998 mit fünf Leuten begonnen“, erinnert sich Schupp. Seit dieser Zeit sei der Kreis stetig gewachsen. „Seit zehn Jahren ist der Besuchskreis in etwa gleich geblieben.“
Das Schlimmste, was älteren Menschen widerfahren kann, sei das Alleinsein, sagt Schupp. Für sie ist das ein Anlass, Menschen im Alter nicht nur zu besuchen, sondern ihnen vierteljährlich mit „Wir“, einem Blatt für ältere Menschen in Kaiserslautern und Umgebung, Unterhaltung zu bieten. Informativ und unterhaltsam, übersichtlich und bebildert findet die Zielgruppe im Heft mit einer Auflage von 3000 Exemplaren Geschichten, Rätsel und Neuigkeiten aus ihrem Wohnumfeld.
Ein Vortrag von Norbert Thines, dem 2021 verstorbenen Ehrenbürger der Stadt Kaiserslautern und langjährigen Vorsitzenden des 1997 gegründeten Vereins „alt – arm – allein“, war es, der Anne Kaufmann den Weg zum Besuchskreis gewiesen hat. „Die Arbeit mit älteren Menschen hat mich neugierig gemacht“, so die Frau, die in ihrem Leben gerne mit Kindern gebastelt hat. Anfänglich hat sie dem Besuchskreis Textilarbeiten zum Verschenken zur Verfügung gestellt. Über fünf Jahre hat sie eine ältere, alleinstehende Dame betreut, hat sie besucht, war mit ihr einkaufen und spazieren. „Es war eine fruchtbare Zeit für uns beide“, erzählt sie. Erschüttert sei sie über den Zustand der Wohnräume älterer und alleinstehender Menschen gewesen, wenn sie diese betreten hat. Nicht immer würden die eigenen Kinder für das Wohl ihrer Eltern im Alter sorgen. Nicht immer seien die familiären Verhältnisse in Ordnung gewesen, bedauert Kaufmann. Wenn erforderlich habe sie von ihr betreute Senioren auch zum Arzt begleitet und wenn notwendig auch einen Hausnotruf veranlasst.
Wolfgang Bock, der einst bei Pfaff Maschinenschlosser gelernt und später für das Unternehmen in leitender Position beruflich weltweit tätig war, gehört dem Besuchskreis seit 15 Jahren an. Er hat sich seine Frau zum Vorbild genommen. Die setzt sich für an Demenz erkrankte Personen ein. Und wieder fällt im Gespräch der Name von Norbert Thines, der sich als langjähriger Vorsitzender der Kolpingfamilie Zentral für seine Mitmenschen eingesetzt hat.
„Nicht nur rumsitzen, sondern anderen helfen, wo ich kann“, erinnert sich Bock an eine Aussage seiner Ehefrau. Für ihn Anlass, sich im Besuchskreis von „alt – arm – allein“ zu engagieren. So geht er regelmäßig mit einer älteren Dame zum Einkaufen, zum Arzt und in die Apotheke. Auch tätigt er für sie Überweisungen von Rechnungen. Bei seiner ehrenamtlichen Tätigkeit wurde Bock bewusst, dass viele ältere Menschen von Grundsicherung leben müssen und sie zusätzlich auf Lebensmittelspenden angewiesen sind.
Im Besuchskreis eingefunden haben sich auch Isabella und José Goncalves. José Goncalves ist Portugiese und lebt seit 1971 in Kaiserslautern. Anfangs hat er in der Kammgarn und bei Pfaff als „Laufbursche“ gearbeitet, war als Maschinenschlosser tätig und später viele Jahre in einem Schuhgeschäft beschäftigt. Seit drei Jahren engagiert er sich zusammen mit seiner Frau Isabella bei der Kaiserslauterer Altenhilfe und packt an, wo er kann. „Ich habe nur gute Erfahrungen gemacht. Meine ehrenamtliche Tätigkeit gibt mir ein gutes Gefühl“, ist er froh darüber, anderen zu helfen.
José Goncalves weiß handwerklich zuzupacken. „Drei Wochen verdunkelte ein defekter Rollladen den Wohnraum einer älteren Frau. Ich habe ihn repariert.“ Nicht nur die Frau habe sich über den geflickten Rollladen gefreut. „Ich habe mich mit ihr gefreut“, sagt der Portugiese, dem man die Freude, der Seniorin helfen zu können, noch ansieht. Wenn es darum geht, mit anzupacken, eine Küche auf- oder abzubauen, sei ihr Mann stets bereit zu helfen, erzählt Isabella Goncalves. „Und ich unterstütze ihn bei der Arbeit.“ Sich gegenseitig zu helfen, das kennt der Mann aus dem Norden Portugals aus seiner Heimat. „Hilfsaktionen unter Familienmitgliedern sind unter Portugiesen selbstverständlich.“
Von Thines’ sozialem Engagement anstecken lassen
Ingrid Hach gehört dem Besuchskreis seit der Corona-Pandemie an. „Ich kannte Thines’ soziales Engagement und habe mich davon anstecken lassen.“ Doch ihr Mann sei es gewesen, der sie auf den Gedanken gebracht hat, sich bei „alt – arm – allein“ einzubringen. Sie hat sich sehr beim Kinderschutzbund nützlich gemacht. „Warum nicht auch bei der Altenhilfe?“ Heute erledigt Hach gemeinsam mit ihrem Mann für eine betagte Dame Einkäufe, nimmt mir ihr Arztbesuche wahr und erledigt für sie Bankgeschäfte. Früher hat sie das alles für ihre Mutter gemacht. Zwischenzeitlich steht sie nicht nur einer hilfebedürftigen Frau zur Seite. „Wenn ich behilflich sein kann, bin ich das gerne. Und wenn ich der betreuten Person zum Geburtstag ein kleines Präsent mitbringe, beschenke ich mich selbst.“
Manfred Altschuck aus Ramstein weiß anzupacken. „Ich habe mein Haus selbst gebaut und weiß mit Werkzeug umzugehen.“ Seit sechs Jahren bringt er sich mit seinem Handwerkerwissen beim Besuchskreis der Altenhilfe ein. Er repariert defekte Spülen, montiert Küchen, streicht Wände und weiß mit Elektrik umzugehen. Handwerkliche Fähigkeiten, die beim Besuchskreis für betreute Personen sehr gefragt sind. „alt – arm – allein“ habe seit vielen Jahren einen guten Ruf. „Ich bin noch fit“, so der 71-Jährige. Im Übrigen weiß er die gute Atmosphäre im Besuchskreis zu schätzen.
Von dem guten und freundschaftlichen Miteinander im Besuchskreis wissen ebenfalls deren Leiter Rolf Kirchner und Manfred Stahl zu berichten. Beide gehören wie Margit Schupp als Beisitzer dem Vorstand von „alt – arm – allein“ an. Kirchner, der sich über viele Jahre in der Gemeinde St. Maria nützlich gemacht hat, dort noch immer dem Förderverein St. Maria vorsteht, hat sich nach dem Eintritt ins Rentenalter vorgenommen, sich bei der Altenhilfe einzubringen. „Als Krankenpfleger mit langjähriger Erfahrung kann ich mein Wissen in dem Kreis gut einbringen und beratend tätig sein“, so Kirchner. Zwischenzeitlich weiß er die Dankbarkeit der von ihm betreuten Personen zu schätzen. Ebenso die Verantwortung, die er mit der Leitung des Besuchskreises übernommen hat.
Der Gesellschaft etwas zurückgeben
„Im Ruhestand etwas Vernünftiges machen“, ist das Anliegen von Manfred Stahl. Er ist über seine Frau als Ehrenamtlicher zur Altenhilfe gestoßen. 40 Jahre hat er im Dienst einer Krankenkasse gestanden, 15 Jahre als Bürgermeister die Geschicke von Trippstadt mitbestimmt. Weil er der Gesellschaft etwas zurückgeben will, bringt er sich im Besuchskreis ein, begleitet bedürftige Personen beim Einkauf und ist mit zur Stelle, wenn es heißt, Veranstaltungen zu organisieren. Sei es das jährlich stattfindende Waldfest der Zuversicht in der Fuchsdelle der Hobby Singers oder einen Ausflug mit Senioren zur Kneispermühle im westlichen Pfälzerwald.
Insgesamt gehören dem Besuchskreis etwa 50 ehrenamtliche Mitglieder an. Einmal im Monat trifft sich der Kreis. „Wir tauschen uns über unsere Arbeit aus, besprechen Probleme und lernen voneinander“, berichtet Kirchner. Nicht selten werden Ehrenamtliche bei ihren Einsätzen mit Fragen und Problemen älterer Menschen konfrontiert. Die werden gelegentlich im Beisein von Fachleuten besprochen. So informierte kürzlich die Leiterin des Betreuungsvereins Lebenshilfe Westpfalz zum Thema Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung und Betreuungsverfügung. Ein Arzt sprach über Gesundheit und Medizin im Alter, ein Apotheker über Eigenanteile, die im Bedarfsfall von älteren Menschen bezahlt werden müssen. Ein aktuelles Thema, das Senioren immer wieder mal betrifft, sind Schockanrufe. Über das Verhalten, wie Senioren bei solchen betrügerischen Anrufen reagieren sollen, informierte im Besuchskreis ein Beamter der Polizei.
In den Wochen vor Weihnachten werden die Frauen und Männer des Besuchskreises wieder gefragt sein. Dann heißt es Christkind zu spielen und Weihnachtspäckchen an 700 von „alt – arm – allein“ betreute Personen in Stadt und Landkreis Kaiserslautern zu verteilen.
Quelle: DIE RHEINPFALZ, Ausgabe Pfälzische Volkszeitung vom Samstag, 23.11.2024
Foto: view – Die Agentur